Psychohygiene in sozialen Berufen

Psychohygiene in sozialen Berufen

Dieser Beitrag geht besonders an all die Menschen, die sich von Herzen für einen sozialen Beruf entschieden haben oder vielleicht auch noch entscheiden wollen, also PflegerInnen, SozialarbeiterInnen, SozialpädagogInnen, TherapeutInnen, ErzieherInnen oder BeraterInnen. Wenn du einen sozialen Beruf ausübst (egal, welcher Art), dann bist du vermutlich häufig mit einer Menge herausfordernder Themen wie Krankheit, Missbrauch, Suizidalität, Selbstaufgabe und anderen Krisensituationen konfrontiert. Dazu kommen oft lange Arbeitszeiten, Schichtdienste und Personalmangel. Umso wichtiger kann es dann gerade für dich sein, eine gewisse Psychohygiene zu betreiben, um gesund zu bleiben und deine Freude am Helfen nicht zu verlieren. Aber auch, wenn du hier reingestolpert bist und keinen sozialen Job hast, kann Psychohygiene ein wichtiges Thema für dich sein.

Was heißt Psychohygiene?

Psychohygiene bezeichnet Praktiken und Gewohnheiten, die wir im Alltag nutzen können, um unsere geistige Gesundheit und Wohlbefinden zu pflegen und zu schützen. Ähnlich der körperlichen Hygiene, bei der wir unseren Körper regelmäßig waschen und pflegen, um ihn sauber und gesund zu halten, bezieht sich Psychohygiene auf Aktivitäten und Verhaltensweisen, die helfen, den Geist sauber und gesund zu halten. Das Zauberwort ist hier regelmäßig. Nur wenn du deine Psychohygiene regelmäßig in deinen Alltag einbaust, kann sie dir helfen, dein Wohlbefinden zu steigern und deine Resilienz zu stärken. Am besten funktioniert das, wenn du dir über den Tag verteilt Routinen baust.

Was gehört zur Psychohygiene?

Die großen drei

Beginnen wir mit den Dingen, die du hoffentlich sowieso regelmäßig machst, aber vielleicht manchmal ein bisschen vernachlässigst:

  • Schlafen: sorge dafür, dass du gut und ausreichend schläfst. Genug Schlaf ist wichtig, um Körper und Geist zu regenerieren und Stress abzubauen. Versuche, regelmäßige Schlafgewohnheiten zu etablieren – also wenn möglich immer zur selben Zeit ins Bett gehen und aufstehen. Und schaffe dir eine angenehme Schlafumgebung.
  • Essen: achte auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukten und mageren Proteinen. Das kann dir helfen, dein Immunsystem zu stärken und dein allgemeines Wohlbefinden zu verbessern. Vergiss auch nicht, genug zu trinken.
  • Bewegung: je nach Beruf, kann es natürlich sein, dass du dich im Alltag sowieso viel bewegst. Bist du eher ein Schreibtischtäter oder sitzt viel mit deinen Klienten, dann plane dir regelmäßig Bewegung in deinen Alltag ein. Möglicherweise kannst du mit dem Rad zur Arbeit fahren, öfters mal die Treppe nehmen oder abends noch einen Spaziergang zum Runterkommen machen. Vielleicht hast du auch Lust, mal was Neues auszuprobieren wie Yoga, Hullern oder Tanzen. Wichtig ist, dass du Spaß dran hast, sonst wird es womöglich schwer mit der Regelmäßigkeit.

Wie kannst du vorgehen?

Wenn diese Themen bei dir bisher nicht so groß auf der Agenda standen, du aber jetzt merkst, dass da ziemlich viel Potenzial für dich drin liegt, dann renn jetzt nicht übermotiviert in alle Richtungen, sondern geh es langsam an.

Wenn du magst, nimm dir als erstes das Thema vor, welches dir bei Umsetzung die meiste Lebensqualität verspricht, z.B. Schlaf. Dann verändere deine Schlafgewohnheiten in kleinen Schritten. Du könntest dir zu erst deine Schlafumgebung so angenehm wie möglich einrichten und in den nächsten Nächten beobachten, was sich dadurch an deinem Schlaf verändert. Danach könntest du feste Zeiten einrichten und beobachtest wieder, welche Veränderungen eintreten. Schritt für Schritt. So kannst du nachvollziehen, welche Schritte dir welche Veränderung bringen. Es kann dir auch helfen, all deine Schritte und Beobachtungen zu notieren. Damit erstellst du einen Schritt-für-Schritt-Plan, den du jederzeit wieder abrufen kannst, wenn du ihn brauchst.

Dinge, auf die du im Alltag noch achten kannst

Deine Pausenkultur

Wenn du viel mit Menschen arbeitest und häufig mit belastenden Themen oder Situationen konfrontiert wirst, brauchst du vielleicht öfter eine Pause, um den Kopf wieder frei zu bekommen. Jetzt ist es wahrscheinlich nicht möglich, deine Pausenzeiten zu verlängern, aber vielleicht kannst du dir die Zeit, die du hast ein bisschen anders einteilen und auch anders gestalten. Was brauchst du? Womit kannst du dir in 2 Minuten etwas Gutes tun? Ist es vielleicht frische Luft? Ein tiefer Atemzug? Ein bisschen Bewegung, um den Stress abzuschütteln? Nimm dir einen Moment, um deine Bedürfnisse wahrzunehmen und darauf einzugehen.

Sprich es aus

Sprich über die Dinge, die dich belasten – mit KollegInnen, deinem Partner/ deiner Partnerin oder einer anderen Person deines Vertrauens. Oft ist es hilfreich und entlastend, wenn wir uns jemandem anvertrauen. Gerade als Menschen in sozialen Berufen sehen wir uns vielleicht manchmal in einer Rolle, in der wir glauben, alles im Griff haben zu müssen. Dabei vergessen wir hin und wieder, dass wir auch nur Menschen sind, deren Job emotional besonders tief gehen kann. Du musst nicht alles mit dir alleine ausmachen oder herumschleppen. Es ist völlig okay, dich mitzuteilen, deinen Emotionen Raum zu geben und dir Unterstützung zu holen.

Balance

Schwieriges Thema, ich weiß – gerade, wenn du in der Pflege arbeitest, in einem Arbeitsumfeld, in dem du Tag und Nacht erreichbar sein solltest oder auch selbstständig bist als Therapeut oder Berater. Arbeitszeiten sind oft nicht klar definiert oder werden nach Bedarf angepasst, meistens nach oben. Im Angestelltenverhältnis ziehst du vielleicht durch, aus Angst, den Job zu verlieren. Als Selbstständiger hustlest du eventuell bis in die Nacht, weil sich die Miete nun mal nicht von allein verdient. Ich wäre Superwoman und super reich, wenn ich dafür jetzt eine Lösung hätte. Hab ich nicht, bin ich nicht. Leider! Dafür habe ich eine Frage für dich:

Wie und wann kannst du dir Mikromomente schaffen, die dir guttun, die dich stärken und die dein Leben leichter machen? Nimm die Frage mit und schau dir deine Tage mit dieser Frage noch einmal genauer an. Vielleicht sind da morgens mal 5 Minuten, die du für dich nutzen kannst. Vielleicht findest du mittags eine halbe Stunde, die du in der Sonne verbringen kannst… vielleicht vielleicht, du kennst deinen Alltag besser als ich. Toll wäre, wenn deine Mirkomomente in Summe eine Stunde ergeben. Aber selbst wenn nicht, jede kleine Auszeit kann, wenn du sie für etwas Schönes nutzt, so wertvoll für dein Wohlbefinden sein.

Wie schaffst du dir Psychohygiene-Routine?

Neben all den Dingen, die in deinem Alltag sowieso stattfinden und die du anpassen kannst, gibt es natürlich auch Übungen und Techniken, die du neu in deinen Alltag integrieren kannst. Dazu können z.B. Meditation, Entspannungsübungen, Achtsamkeitstraining, Körperarbeit oder Atemarbeit gehören.

Für eine eigene Routine in Sachen Psychohygiene finde am besten auch hier erst einmal heraus, was dir am ehesten liegt, was dir guttut und was dir vielleicht auch Freude bringt. Am besten findest du das durch Ausprobieren heraus. Ich zum Beispiel kann in der typischen Sitzhaltung nicht gut meditieren, beim malen oder in Bewegung aber schon. Hier geht es nicht darum, dich damit zu stressen, etwas besonders richtig zu machen. Im Gegenteil, tu die Dinge immer so, dass du dich gut dabei fühlst. Sonst wird aus deiner Routine schnell auch ein weiterer Punkt auf deiner To-Do-Liste, den du nur abarbeitest.

Achte auch beim Aufbau deiner Routine darauf, dass du kleine Schritte machst und deine Gewohnheiten Stück für Stück integrierst. Im Durchschnitt dauert es 66 Tage, bis wir eine neue Gewohnheit aufgebaut haben. Deshalb nimm dir am besten immer nur eine Sache vor oder zwei, wenn du beide miteinander verbinden kannst. Vielleicht hast du auch jemanden in deinem Umfeld, der das mit dir gemeinsam durchziehen will oder du schließt dich einer Gruppe an. So kann es dir leichter fallen, dran zu bleiben.

Ich wünsche dir jede Menge Freude beim Ausprobieren und Umsetzen und hoffe sehr, dass dir der Beitrag gefällt und du etwas davon für dich in deinem Alltag umsetzen kannst.

Du hast Fragen oder hast beim Lesen bemerkt, dass es dir im Alltag schwerfällt, dich selbst und deine Bedürfnisse überhaupt wahrzunehmen, dann schreib mir gerne eine Nachricht. Ich freue mich auf den Kontakt mit dir.

Alles Liebe,

deine Karo

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